Das UND wagen…

»Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.«

Das UND in der Wirtschaft

Generation Z gegen Boomer. Gender und Diversity. Corona, Homeoffice, Energiekrise, Lieferketten, Inflation, Arbeitskräftemangel, Krieg, Abstiegsängste. Alte neue Rechtsextremisten. – Unsere Arbeitswelt verändert sich in einem Tempo, das uns allen schier den Atem raubt. Die Realität zwingt Unternehmen mit Macht, bisherige Gewissheiten aufzugeben und neue Denkweisen zuzulassen: 

  • Arbeitsplätze in Präsenzkultur verwandeln sich über Nacht in unkontrollierbare Arbeitsplätze am Bildschirm
  • Führungskräfte müssen offen anerkennen, was sie nicht wissen, um ein Vorwärtsscheitern in immer schnelleren Innovationszyklen zu ermöglichen
  • Macht- und hierarchieorientierte Führung verliert an Bedeutung und fordert ein Denken in Transparenzen und Netzwerken

Das UND der neuen Führungskraft: 

  • Transformational führen UND transaktional
  • Mut zur Empathie UND Mut zur Klarheit
  • Achtsamkeit lernen UND bei der Sache bleiben
  • MitarbeiterInnen fördern UND fordern
  • Patriarchalen Mist wegschaffen UND reife Männlichkeit schätzen
„Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.“

Harald UND Franny Berenfänger.
Beide(s) zugleich. 

Das UND in der Philosophie

Das UND, das ich meine, wird im Kern gefühlt. Es ist weniger eine Sache des Denkens als eine des Ahnens und des Spürens.

Diese Sache hat’s ganz schön in sich, denn die Anwesenheit des UND bringt viele Menschen dazu, mit intensiven Gefühlen in Kontakt zu gehen: Freude, Glück, Seligkeit – oder Irritation, Ärger, Hass.

Der Mensch schafft sich seine Probleme immer dort, wo er meint, dass nur eines gilt: Ein Herrscher, ein Gott, eine Wahrheit.

Dort, wo er glaubt, alles in eine von zwei Schubladen stecken zu müssen: Richtig oder Falsch, Gut oder Böse, Mann oder Frau.

Meine Einladung, um dieses Problem aus der Welt zu schaffen: Das UND zulassen. Widersprüche halten. Ambivalenzen feiern und transformieren. 

  • In der Beziehung zu sich selbst,
  • In der Beziehung zur Anderen,
  • In der Beziehung zur Welt. 

Das UND verleiht dem Menschen die Würde, die unantastbar ist und doch so leicht vergessen wird. Das UND macht den Menschen überhaupt erst zum Menschen. Denn jeder Mensch ist Zweck seiner selbst. Ist stets Subjekt.

Jedem Menschen seine Würde zu lassen, bedeutet, ihn in seiner individuellen Art zu sein, zu akzeptieren. Jeden Einzelnen. 

Im UND verbindet sich die Einzelne mit all ihren eigenen Facetten UND mit allen anderen Individuen.

Spektrum statt Binarität. Zwischentöne statt Dualität. Das Halten von Widersprüchen. Ambiguitätstoleranz. Die Einheit der Paradoxien. Individuelle Freiheit und gleichzeitig Einbindung ins große Ganze. Selbstverwirklichung und Sinn für die Gemeinschaft.

Im UND erkennen wir: All unsere Gegensätze sind keine Gegensätze. Sie sind zwei Seiten einer Medaille, die einander bedingen, stützen und ergänzen, statt einander konkurrierend zu verdrängen.

Das UND war schon immer. Wir haben nur irgendwann die falsche Abzweigung genommen und das UND verdrängt, bekämpft, vergessen. Es lebt sich halt einfacher und bequemer ohne Vielfalt: Klarer, eindeutiger, strukturierter. 

Die Kehrseite: So entstanden auch die vielen schreckliche Ismen: Rassismus, Antisemitismus, Monotheismus, Sexismus, usw. usw.

Das UND ist das Kernprinzip der Evolution: Vielfalt, Mutation, Veränderung, Fülle, Überfluss, Ekstase. 

Das UND konstituiert den Menschen als Mensch. 

Auf der Langstrecke wirkt jede Homogenisierung tödlich. In der Politik, in der Wirtschaft, in der Religion, in Medizin und Psychologie, in der Moral, in der Liebe, im Verhältnis der Geschlechter. Weiterentwicklung hingegen, seelisches Blühen, wahre Menschlichkeit, Glück und Göttlichkeit, Zufriedenheit und Wohlstand brauchen das UND. 

Um das UND zu lebendigen, braucht es drei Dinge: Freiheit, Gerechtigkeit und Anstand:

  • Freiheit meint die reale Möglichkeit, sich für das UND, für Vielfalt, für Alternativen, entscheiden zu können.
  • Gerechtigkeit meint den Seismographen unserer Seele: wir spüren, wenn uns jemand unfair die Freiheit nimmt,
    uns für die Vielfalt zu entscheiden. 
  • Anstand meint die konkrete Entscheidung für Freiheit und Gerechtigkeit. Ein aktives Tun, das das UND erst ermöglicht.

Wie wichtig das UND ist, erleben wir gerade in vielen gefühlsaufgeladenen gesellschaftlichen Debatten. Wir erleben, welche Verwerfungen sich auftun, wenn wir das UND ignorieren:

  • Offenheit für alternative Lösungen verführt ohne gleichzeitige Verankerung in Vernunft zum Glauben an alternative Fakten.
  • Selbstverwirklichung ohne Verantwortung für die Gemeinschaft zerstört unsere Umwelt und unsere Beziehungen.
  • Toleranz braucht ein Begrenzen der Intoleranz, um nicht selbst zerstört zu werden.
  • Klarheit ohne Freundlichkeit gebiert Brutalität, Wut ohne Liebe macht grausam, Kränkung ohne Eigenverantwortung macht bösartig. 
  • Wokeness braucht Gelassenheit, Humor und Großzügigkeit, um nicht in rigide Zensurfantasien abzugleiten.
  • Arroganz gegenüber Neuem und Ignoranz gegenüber denen, die vorher waren – beides hilft der Welt nicht weiter.
  • Safe Spaces brauchen den Mut zur Freiheit, um nicht Räume der Gewalt zu etablieren.
  • Macht braucht Vertrauen, um dem inneren Kontroletti in den Arsch zu treten.

Das UND leben ist eine Einladung:

  • Wieder Neugier auf Unbekanntes zulassen.
  • Wieder lernen und entdecken wollen.
  • Wieder auf die eigene Stärke vertrauen.
  • Wieder an das Gute im Menschen glauben.
  • Wieder Liebe wagen.
„Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.“