Eine der wundervollsten Möglichkeiten, Seminarteilnehmer darin zu unterstützen, sich zu entspannen, Freude zuzulassen, unerwartet Selbstbewusstsein zu tanken und neue Perspektiven zu entdecken: Impro-Theater.
Sie kennen das vielleicht aus dem Fernsehen oder haben es schon mal im Theater live erlebt. Ein paar Menschen stehen auf der Bühne und lassen sich von ihrem Publikum einen Ort nennen, ein Genre und ein paar Begriffe, die so gar nichts damit zu tun haben – zum Beispiel: „Supermarkt“, „Heimatfilm“ und „Kugelschreiber, Fotostativ, Unterhose, Froschschenkel, Yogamatte“.
Sobald die Begriffe genannt sind, rufen die Darsteller laut „5-4-3-2-1-Los!“ und spielen aus dem Stegreif eine unterhaltsame Szene, die auf all diese Begriffe Bezug nimmt. Als Zuschauer wirft man sich weg vor Lachen und staunt über die Spontaneität und die Schlagfertigkeit.
Und ebendies wünschen sich viele Seminarteilnehmer: Schneller eine bessere Antwort parat zu haben, wenn der Chef-Kollege-Kunde mal wieder einen raushaut. Endlich nicht mehr sprachlos sein und verunsichert erscheinen, weil einem die passenden Worte erst zwölf Stunden später unter der Dusche einfallen.
Ein probates Mittel, hier besser zu werden, besteht im Einsatz von Formaten aus dem Impro-Theater. Nebenbei verbessert sich die Stimmung im Seminar sofort und erheblich.
Als Godfather-Of-Improvisationstheater gilt gemeinhin Keith Johnstone, und seitdem erfreut sich diese Form des Spiels steigender Beliebtheit – sei es als eigenständige Kunstform (Springmaus, Schillerstraße, Goldener Improstern uvam.) oder als Unterstützung in der Beratung (Provokatives Coaching ua.).
Und weil es so viel Spaß macht und so hilfreich ist, ist es mir eine Freude, auf ein neues Buch hinzuweisen. Meine Kollegin Evi Anderson-Krug hat es geschrieben und gerade bei Junfermann veröffentlicht. Es heißt „Einfach improvisiert. Improtheater-Tools in NLP-Ausbildungen & im Training“ und enthält eine Fülle praktischer Formate und Hinweise, wie man das Improvisieren speziell im Seminarkontext einsetzen kann. Sehr hilf- und kenntnisreich!
Ein detailliertes Inhaltsverzeichnis finden Sie am Ende dieses Beitrags – nach dem Interview mit der Autorin.
Wer das Buch nicht kaufen mag – Frevel, Frevel! –, der bekommt es mit etwas Glück geschenkt. Von mir. Signiert von der Autorin. Schicken Sie mir einfach eine Mail, abonnieren Sie meinen Newsletter, und bitten Sie die Glücksfee, Ihnen hold zu sein. Viel Glück!*
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5 Fragen an Evi Anderson-Krug
Liebe Evi, was kann ich als Trainer mit Impro-Techniken erreichen, was mir ohne nicht oder nur schwerer gelingt?
Impro-Techniken ermöglichen den Teilnehmern, das neue Wissen sofort anzuwenden. Sie können sofort so tun, als hätte die erwünschte Veränderung bereits stattgefunden, können sich in neuen Rollen und Verhaltensmustern ausprobieren. Im Zusammenspiel mit den anderen Teilnehmern erleben sie unmittelbar die Wirkung ihres Handelns. Es ist daher ein Erlebnislernen, das unter die Haut geht. Der ganze Rahmen ist sehr humorvoll, es wird viel gelacht. Auch deshalb bleibt die Erfahrung nachhaltig haften.
Was ist das Wichtigste, was ich im Blick haben sollte, wenn ich Impro-Techniken im Training einsetzen möchte?
Manche Teilnehmer haben eine Aversion gegen “Rollenspiele” oder auch Angst davor, vor einer Gruppe zu sprechen. Ich kündige die Spiele am Anfang auch nicht als “Improtheater” an, sondern als vertiefende Übung oder Auflockerung. Wenn ein Teilnehmer absolut nicht mitmachen möchte, akzeptiere ich das. Meist steigt er von alleine mit ein, sobald er sieht, dass es Spaß macht und ihm nichts passieren kann. Wenn die Gruppe länger zusammen ist, mache ich natürlich transparent, dass es Impro-Tools sind.
Für mich ist es auch wichtig, einen klaren Rahmen zu setzen: es gibt kein “Falsch”, keine “Fehler”, alles ist in Ordnung. Natürlich muss ich das dann auch vorleben und darf keine wertenden Kommentare abgeben.
Inzwischen gibt es eine Menge Literatur mit Impro-Formaten. Was wäre ein guter Grund, ausgerechnet Dein Buch zu diesem Thema zu wählen?
Es sind inzwischen viele gute Bücher auf dem Markt. Viele dieser Bücher wenden sich an Impro-Spieler, die ihr Repertoire erweitern möchten oder eine gute Sammlung von Spielen suchen. Meist stehen das Theater und der Auftritt im Vordergrund.
In meinem Buch habe ich gezielt Impro-Spiele und Übungen zusammengetragen, die konkret für Seminare einsetzbar sind und die vermittelten Inhalte spielerisch unterstützen. Etwa Seminare rund um das Thema Kommunikation, NLP und Bühnenpräsenz (für Trainer oder Speaker). Sie sind alle in mehreren Seminaren erprobt, es gibt konkrete Tipps, wann ich sie einsetzen kann. Einige Spiele habe ich entsprechend angepasst, damit sie zum Seminarthema passen. Ich habe nur Spiele aufgenommen, bei denen ich auch eine positive Wirkung auf die Teilnehmer sehen konnte.
Gibt es so etwas wie (D)ein schönstes Erlebnis mit Impro im Business?
Ich leitete vor vielen Jahren regelmäßig Telefontrainings für Mitarbeiter, die Reklamationsanrufe entgegen nehmen mussten. Sie wussten natürlich, dass Kunden-Beschwerden nicht ihnen persönlich galten. Trotzdem fiel es ihnen schwer, in einer Simulation mit ärgerlichen Anrufern verständnisvoll und souverän zu bleiben. Sie fühlten sich dennoch angegriffen. Ich baute kurzerhand eine Impro-Übung ein. In dieser Übung ging es darum, sich von einem Spielpartner völlig abstruse Behauptungen anzuhören und einfach mit einem zustimmenden “Ja, genau!” zu antworten. Absurde Behauptungen, wie z.B. “Ich habe gehört, du erwartest dein siebtes Kind” oder “Gestern hab ich dich mit einer Rothaarigen in der Kneipe gesehen”. Wichtig war, einfach nur Zustimmung zu äußern.
Das Spiel hatte mit ihrem Job nichts zu tun, sie konnten alles mögliche behaupten und hatten dabei viel Spaß. Schon in der Mittagspause bemerkte ich die Veränderung, viele Sätze begannen mit einem grinsenden “Ja, genau!”.
Einige Tage später erhielt ich die Mail einer Teilnehmerin, die mir begeistert erzählte, dass sie jetzt richtig Lust auf die Reklamationen hatte. Sie hatte diese Ja-Haltung so verinnerlicht, dass sie voller Verständnis gegenüber den Anrufern war und sich nicht mehr persönlich angegriffen fühlte. Und gleichzeitig amüsierte sie noch immer die Erinnerung an das Spiel im Seminar.
Wie würdest einem Kind erklären, was Du tust, wenn Du mit Erwachsenen bei der Arbeit Impro-Spiele machst?
Wenn du viel Spaß beim Spielen hast oder auch manchmal in der Schule, wenn du richtig lustige Lehrer hast, dann denkst du ganz besonders gern an diese Situationen zurück. Weil sie dir Freude machen. Und wenn du Freude und Spaß hast, oder richtig lachen kannst, merkst du dir viele Dinge, die du dabei erlebt und gelernt hast. Das ist auch bei Erwachsenen noch so. Auch Erwachsene haben viel Spaß beim Spielen. Manchmal geben sie es nicht gerne zu, daher muss ich ihnen manchmal sagen, dass es wichtig für ihren Beruf ist und sie was dabei lernen können. Dann ist es für sie auch okay.