Ein Sonderermittler über Hass im Netz: „Warum Menschen solch extreme Inhalte posten und woher der Hass kommt, ist wirklich nur schwer zu begreifen.“ (Spiegel Online, 21.6.2019)
Es ist eigentlich ganz leicht zu verstehen, woher der Hass kommt. Es ist fehlende Bildung.
Zur Bildung gehört, sich über die eigenen Werte, Grundsätze und Prinzipien klarzuwerden. Immer wieder. Ein Leben lang.
Nun reicht es aber nicht, zum Beispiel nur zu sagen: „Mir sind Recht und Ordnung wichtig.“ Denn ein Wert kann nur dann in gesunder Weise realisiert werden, wenn man auch sein Gegenüber kultiviert – hier vielleicht „Laisser-faire“.
Warum?
Wenn man den Gegenüber-Wert nicht auch kultiviert, besteht die große Gefahr, den erst genannten Wert auf Dauer zu übertreiben. „Recht & Ordnung“ könnte dann bald zu „Arrogantem Dogmatismus“ pervertieren – und eine solche Übertreibung verträgt sich eben leider gut mit Aspekten wie: Hass, Häme, (verbale) Gewalt, Lieblosigkeit, Mitgefühllosigkeit, Kälte etc.
Das gilt natürlich auch für den Gegen-Wert. Ein entspannt-freundliches „Laisser-faire“ könnte in der Übertreibung zu einer „Ignoranten Indifferenz“ verkommen: Zynismus, Chaos, Grenzenlosigkeit machen sich breit.
Wer im pervertierten Wert gelandet ist, hat dann die Mögichkeit, sich einiges von dem gegenüberliegenden Ausgangswert anzueignen: Der „Ignorante Indifferente“ darf lernen, dass auch „Recht & Ordung“ Sinn machen – der „Arrogante Dogmatiker“ darf lernen, dass ein wenig „Laisser-faier“ das Leben leichter macht.
Wer diese Lernaufgabe nicht annimmt, versumpft immer tiefer in seinem Schatten-Wert – im Falle der Hass-Kommentarschreiberein in immer schlimmeren und bösartigeren Formulierungen mit der Gefahr, dass aus Worten irgendwann auch Taten werden.
Es geht um Bildung, um Persönlichkeitsentwicklung, um Verantwortung für das eigene Handeln und Denken. Es geht um eine Haltung der Liebe anstelle einer Haltung der Angst.