DieWißbegierige (49):
„Sehr geehrter Herr Berenfänger, Sie haben mir etwas voraus – die persönliche Ausbildung bei Robert B. Dilts & Stephen Gilligan. Was ist das höchste Geschenk, was Sie für sich aus dieser Begegnung mitgenommen haben und inwieweit hat das Ihr Leben bereichert?“
Sehr geehrte Frau DieWißbegierige, ich freue mich, dass Sie mich auf Robert Dilts und Stephen Gilligan ansprechen, denn deren Arbeit schätze ich sehr. Zudem geben Sie mir mit Ihrer Frage die Möglichkeit etwas zu sagen, was ich an dieser Stelle bisher verschwiegen hatte, das mir aber nichtsdestoweniger sehr wichtig ist – drei Antworten bekommen Sie also von mir.
_Erste Antwort
Nach meiner Ausbildung in „Generative Coaching“ bei Robert Dilts und Stephen Gilligan habe ich einen ausführlichen Rückblick über meine Zeit mit diesen beiden Männern und ihrer Art von Coaching veröffentlicht. Sie finden ihn hier, und er passt immer noch für mich.
_Zweite Antwort
Ich nehme mir in meinem Beruf – und also auch auf dieser Seite – die Freiheit, mit einem Minimum an Maske aufzutreten. Ich zeige mich persönlich, spreche aus dem Herzen, bin wahrhaftig und ehrlich (zumindest tue ich mein Bestes dafür). Persönlich zu werden ist für mich jedoch etwas anderes als privat zu werden.
Der Klient kommt mit seinem Anliegen, und auch wenn ich bisweilen etwas Persönliches als Impuls beisteuere, so hat der Klient doch ein Recht darauf, dass ich meine Privat-Angelegenheiten nur in privatem Umfeld auf den Tisch bringe; insbesondere meine Stimmungen, Gefühle, Meinungen und Bewertungen.
Und auch andersrum wird Schuh daraus. Ich habe zwar den Mut, mich auch fremden Menschen gegenüber manchmal sehr persönlich zu zeigen, aber das Private braucht zunächst ein Fundament an Kennen und Vertrauen.
In meinem Verständnis könnte ich Ihre Frage nur dann hinreichend beantworten, wenn ich privat würde, denn natürlich habe ich in dieser Ausbildung auch einen persönlichen Prozess durchlaufen, der die gleiche Verschwiegenheit verdient wie ein normales Einzelcoaching. Und deshalb beantworte ich Ihre Frage hier nicht.
_Dritte Antwort
Jetzt begebe ich mich auf dünnes Eis… Ich gebe Ihnen eine Antwort, um die Sie nicht gebeten haben. Es könnte aber sein, dass diese Antwort das eigentliche Thema hinter Ihrer Frage berührt, und ich verstehe meine Arbeit als Coach auch darin, solche Perspektiven anzubieten.
Beim Lesen Ihrer Frage entstand in mir spontan ein unangenehmes Gefühl. Sie war mir unsympathisch. Ich ließ die Frage und meine Resonanz zunächst eine Weile wirken, um mir klarer zu werden. Las immer wieder mal Ihre Frage und machte dann etwas anderes.
Der erste Begriff, der mir in den Sinn kam, war Neid. In mir entstand das Bild eines Menschen, der mir etwas neidet, was er bisher noch nicht erlebt hat. Vielleicht standen die Ressourcen für diese Ausbildung noch nicht zur Verfügung, vielleicht fehlte die Zeit oder etwas anderes stand dem bis heute im Wege.
Danach kam noch ein zweiter Begriff: Unterwürfigkeit. In eher pathetischer Sprache geht es in Ihrer Frage um mich statt um Sie. Dabei geht es auf dieser Seite hier doch ganz um Sie als Fragestellerin und nicht um mich und meine Selbstdarstellung.
Liebe Frau DieWißbegierige, ich spreche gerade sehr offen und kann ganz furchtbar daneben liegen und Ihnen unrecht tun. Das ist das Risiko, das ich mit diesem Beratungsformat eingehe.
Wenn ich aber nicht ganz daneben liege, so würde ich Ihre Frage wie folgt beantworten.
Dilts und Gilligan und ihr generativer Ansatz zielen darauf ab, dass der Mensch voll und ganz in seine Kraft kommt. Dass er liebevoll mit sich umgeht und dafür sorgt, dass seine Bedürfnisse Erfüllung finden. In Respekt vor der (Um-) Welt, im Vertrauen auf sich und das Feld, im Mut, sich seinen Verletzungen und Glaubenssätzen zu stellen, in der Bereitschaft, die eigenen Schatten anzusehen, anzuerkennen und zu integrieren. Jeder in seiner ureigenen Art und Weise. Jeder vollkommen ohne perfekt zu sein. Selbstbewusst sich seiner selbst bewusst. Frei für sich und die eigene Vision eines gelingenden Lebens. Verbunden und im Kontakt, aber eigenverantwortlich und gut genug.
Und da ist es dann für das eigene Denken und Handeln vollkommen gleichgültig, in welcher Weise ein anderer Mensch seelische Bereicherung erlebt hat. Denn dies betrifft weder einen selbst, noch ist es reproduzierbar oder repräsentativ.
_Abschluss
Liebe Frau DieWißbegierige, ich hoffe, Sie können mit wenigstens einer meiner drei Antworten ein wenig anfangen und finden für sich eine gute Entscheidung hinsichtlich Ihrer eigenen Teilnahme an Seminaren von Dilts und Gilligan.
Mit den besten Wünschen
PS. Allen Fragen und Antworten finden Sie wie immer hier