Riesige Herausforderungen stehen an – genug Futter für drei Wahlkämpfe. Und dennoch gibt es nur ein Thema, bei dem die CDU wirklich Herzblut und Energie zeigt: Gendern. Alle anderen Fragen sind ihr irgendwie nur „Themen“. Beliebig, austauschbar, verwaltbar. Nicht aber das Gendern.
Warum ist das so?
Auf den ersten Blick erscheint diese Schwerpunktsetzung abstrus und kindisch. Bei genauerem Hinsehen aber hat die CDU gar keine andere Wahl: sie MUSS sich gegen das Gendern stemmen.
Gendern ist der Versuch, Frauen und weibliche Perspektiven im Sprechen sicht- und hörbarer zu machen. Wozu? Um deutlich zu machen, dass unsere Zivilisation zu beinah einhundert Prozent eine männliche Zivilisation ist: Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Religion, Ökonomie, Medizin, Rechtsprechung, Technik… Die Zivilisation, wie wir sie heute kennen, wurde fast vollständig von und für Männer errichtet, und dort, wo Frauen etwas beitrugen, haben männliche Philosophie und Geschichte dafür gesorgt, dass ihre Namen vergessen wurden. Aber meist kamen Frauen erst gar nicht an den Punkt, wo man sie vergessen konnte, weil sie vorher zu Hause eingesperrt, auf dem Marktplatz verbrannt oder im Ehebett in die Schockstarre vergewaltigt wurden.
(Wie es dazu kam, dass die letzten 10.000 Jahre eine frauenfeindliche Männerbastion waren, haben zuletzt Meike Stoverock und Carel van Schaik in zwei fulminanten Büchern beschrieben.)
Was hat das nun mit dem Wahlkampf der CDU zu tun?
Der Kern der CDU ist ihr „C“. Die Säulen, auf denen sie steht, die Prinzipien ihres Denkens und Handelns, liegen im Christentum begründet. Genauer gesagt: Nicht in der frauenfreundlichen Lehre Jesu, sondern in der frauenfeindlichen Lehre der Päpste, Bischöfe und Priester.
Die christliche Religion ist, wie alle drei abrahamitischen Religionen, ein Konstrukt, männliche Bedürfnisse nach Macht zu befriedigen bei gleichzeitiger Ent-Machtung der Frauen. Das Christentum ist ohne die Unterdrückung und Kontrolle von Frauen nicht einmal denkbar, denn sie ist ihr Wesenskern.
Und nun machen sich die Frauen (und auch immer mehr Männer) auf, Frauen sichtbarer zu machen. Das passiert zwar schon seit einigen Jahren; immer mehr Frauen leisten Großartiges in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Religion, Ökonomie, Medizin, Rechtsprechung. Aber beim Gendern ist etwas anders.
Eine Frau kann zwar Bundeskanzler sein, aber der Mann kann immer noch sagen: „Ich bin nicht sie. Ich bin ein Mann. Und irgendwann ist die wieder weg.“ Aber wenn die Sprache gegendert würde, würde der Mann die gleiche Sprache sprechen wie die Frau. Er würde in seinem eigenen Sprechen die Frau respektieren, achten, sichtbar machen. ER würde gewissermaßen auch SIE.
Das ist zu viel!
Das Gendern schleift die Grenze. Das Gendern hebt den Gegensatz auf von „Wir Männer“ und „Ihr Frauen“. Wenn alle gendernd SPRECHEN, wird auch das frauenfeindliche DENKEN immer schwieriger bis unmöglich.
Damit aber verliert die CDU ihr Wesen. So wie ein Christentum, das nicht mehr frauenfeindlich wäre, nicht mehr das Christentum wäre, sondern etwas genuin Neues, Anderes.
Eine CDU, die gendert, wäre nicht mehr die CDU. Eine CDU, die gendert, würde sich selbst zu Grabe tragen (wie auch Christentum, Islam und Judentum, die den Machtanspruch über Frauen aufgäben, wie auch FDP, CSU und AfD).
Das ahnt die CDU, und vielleicht wissen es manche auch. Und so befindet sich die CDU im Überlebenskampf. Und wenn es ums eigene, nackte Überleben geht, wird alles andere zweitrangig; selbst die bohrendsten Herausforderungen unserer Zeit.
Siehe auch:
Abschließende Worte zum Thema Gendern