Ich mache gerade eine sehr spannende Erfahrung.
Ich war beruflich in kurzer Zeit in zwei Städten unterwegs, die in ganz unterschiedlichen Ecken Deutschlands liegen. An beiden Orten traf ich abends ein und übernachtete für zwei, drei Nächte in einem Hotel und arbeitete jeweils in einem ganz ähnlichen Umfeld.
Im Rückblick fällt mir auf, dass mein Eindruck von diesen Orten unterschiedlicher nicht sein konnte:
Die eine Stadt bzw. ihre Bewohner fand ich sympathisch, anziehend, freundlich, offen und entspannt. Die andere Stadt kam mir unfreundlich vor, meckernd, rücksichtslos, zornig und abweisend. In der einen Stadt schien man eher selbstbewusst aufzutreten, in der anderen von einem Gefühl von Minderwertigkeit geprägt. In der einen Stadt schien man Gäste zu mögen, in der anderen abzulehnen.
Ja, ich weiß, das ist nur ein erster und total subjektiver Eindruck. Je länger ich mich an diesen Orten aufhalten und je mehr Menschen ich näher kennen lernen würde, desto mehr würden sich meine (Vor-) Urteile relativieren.
Und genau deshalb interessiert es mich so, was da in mir passiert ist, und ich habe mir Gedanken darüber gemacht, wann ich Menschen konkret sympathisch finde – und wann nicht. Diese Gedanken möchte ich hier mit Ihnen teilen.
Ich behaupte:
Wenn wir sympathisch erscheinen wollen, hilft:
- Freundlich sein, lächeln, sich entspannen, sich nicht so wichtig nehmen, humorvoll sein, Freude am Leben haben
- Selbstbewusst sein, sich mögen, sich achten, Gespür für Situationen zeigen, taktvoll handeln
- Ehrlich sein, sich offen geben, vor der eigenen Haustür kehren
- Respektvoll sein, zuhören, unterstützen, sich interessieren, Empathie und Mitgefühl zeigen
Wenn wir un-sympathisch erscheinen wollen, hilft:
- Miesepetrig sein, nörgeln, meckern, unfreundlich sein, sich gekränkt und beleidigt geben, humorlos sein, alles auf die Goldwaage legen, alles persönlich nehmen
- Lästern, vergleichen, arrogant sein, besserwissen, vorschnell werten, verurteilen, dozieren, belehren, andere verändern wollen
- Poltern, hektisch sein, mit der Tür ins Haus fallen, rücksichtslos sein, sich aufdrängen, taktlos und unsensibel sein
Diese Listen ließen sich noch verlängern, und natürlich spielen auch persönliche Geschmäcker eine Rolle, genauso wie kulturelle Gepflogenheiten. Bei aller Vielfalt der Aspekte kann man aber meines Erachtens sagen:
Wir finden Menschen dann sympathisch, wenn sie zwei Eigenschaften mitbringen: Sie zeigen sich offen für Nähe, und sie scheinen mit sich im Reinen zu sein.
- Ich bin offen für Nähe, wenn ich signalisiere, dass ich grundsätzlich bereit bin, mit Anderen, auch Fremden, in einen freundlichen, von Interesse geprägten Kontakt zu gehen. Vorurteile hintanzustellen, einen Vertrauensvorschuss zu gewähren und auf Menschen zuzugehen statt mich von ihnen zu distanzieren.
- Ich scheine mit mir im Reinen zu sein, wenn ich mich offenbar mag und ein Selbstbewusstsein besitze, das aus mir selbst rührt und nicht aus der Abwertung Anderer. Wenn ich auch in fremder, vielleicht abweisender Umgebung entspannt bei mir bleibe und mich nicht gleich ärgern oder einschüchtern lasse.
Wenn ich diese Theorie mit meinem Erlebnis in den beiden Städten abgleiche – oder auch mit Erfahrungen, die ich in anderen Lebenszusammenhängen mit neuen, mir fremden Menschen gemacht habe –, dann scheint mir das sehr treffend.
Was meinen Sie?
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