In den letzten hundert Jahren wurde wohl alles ausprobiert, um Teams und Mitarbeiter erfolgreich zu demotivieren. Heerscharen von Trainer, Coaches und Autoren ziehen durch die Lande, um die dicksten Böcke wieder einzufangen, die Firmen und Führungskräfte auf der Jagd nach immer neuen Bestmarken nachhaltigen Frustrierens geschossen haben.
7 Zwerge, 7 Engel, 7 Posaunen, 7 Tage… Die Zahl 7 ist voller mystischer Symbolik. Also bündele ich die Erkennungsmerkmale unsympathischer Führungskräfte hier mal in 7 Sprüche – vielleicht kommt Ihnen ja der ein oder andere bekannt vor:
- Es ist schon ok, dass meine Werte nicht zu den Werten meiner Mitarbeiter passen. Schließlich ist das mein Team. Die sollen Ihre privaten Interessen in ihrer Freizeit ausleben.
- Paragraphen, Zuständigkeiten und Vorschriften sind das, worum es wirklich geht. Ein gutes Team funktioniert wie ein Uhrwerk. Immer eins nach dem anderen und alles an seinem Platz.
- Als Führungskraft bin ich nicht Mama oder Papa, die die Mitarbeiter ans Händchen nehmen und sagen „Das hast du aber fein gemacht!“ Das Leben ist kein Ponyhof. Survival of the fittest! Wer mehr verdienen will, muss dafür kämpfen. Konkurrenz unter Mitarbeitern belebt das Geschäft.
- Ich weiß am besten, wie es geht. Deshalb bin ich ja Chef (oder Chefin). Wenn meine Mitarbeiter selbst entscheiden wollen, sollen sie halt selbst Chef werden.
- Job ist Job, und Schnaps ist Schnaps. Quatschen können meine Mitarbeiter zu Hause. Wir bezahlen sie nicht fürs Rumstehen in der Teeküche.
- Eine Ohrfeige hat noch niemandem geschadet. In diesem Sinne: Meine Mitarbeiter dürfen ruhig ein wenig Angst um ihren Job haben. Das spornt sie an.
- Es gibt eine Sache, die diese 7 Aspekte verbindet: Sie zerstören das Erleben von Sinn.
Die Erfahrung von Sinnhaftigkeit, das Bewusstsein, dass die eigene Tätigkeit sinnvoll ist und einen Beitrag leistet, ist essenziell, damit Menschen nicht alsbald in die innere oder äußere Kündigung gehen. Wer das Gefühl hat, dass es völlig egal ist, ob man tut, was man tut, verliert Freude, Tatkraft, Engagement und die Bereitschaft sich für den Erfolg reinzuhängen, mal eine Extrameile zu gehen, neue Ideen zu entwickeln:
- Ad 1) Wenn Menschen bei der Arbeit mit Wertvorstellungen konfrontiert werden (oder diese gar nach außen vertreten müssen), die so gar nicht mit ihren persönlichen Werten überstimmen, schwindet langsam, aber sicher das Sinn-Erleben.
- Ad 2) Repetitive und insbesondere als unnötig, weil nicht wertschöpfend empfundene, Aufgaben lassen den Sinn im Job rasend schnell verflüchtigen.
- Ad 3) Eine Mangel an positiver Rückmeldung zum eigenen Arbeitsbeitrag verursacht Gefühle von Sinn- und Nutzlosigkeit.
- Ad 4) Wahrgenommene Ungerechtigkeiten (Entlohnung, Privilegien, Wertschätzung, Kritik…) sind Killer für Motivation und Sinn-Erleben.
- Ad 5) Wenn Führungskräfte die Kompetenz ihrer Mitarbeiter beschneiden, wenn sie zu viele Vorschriften machen und allgemein autokratisch statt partizipativ führen, erodieren Motivation und Sinn-Erleben.
- Ad 6) Das Abgeschnittensein von sozialen Kontakten und freundschaftlichen Begegnungen auf der Arbeit untergräbt auf Dauer das Erleben von Motivation, Freude und Sinn.
- Ad 7) Gefährdung für Leib und Seele kann Sinn-Erleben und Motivation spürbar schmälern; insbesondere, wenn sie als unnötig empfunden wird.
Der Wunsch nach Sinnhaftigkeit heißt nicht, dass jeder Arbeitstag ein spirituelles Feuerwerk abbrennen muss. Das geht gar nicht, und jeder Job bringt auch Tätigkeiten mit sich, die langweilig sind oder nerven. Damit professionell umzugehen, gehört dazu. Aber eine Führungskraft, der bewusst ist, worin genau der Beitrag jedes einzelnen Team-Mitglieds zum Erfolg, zum Projekt, zum Umsatz besteht – und die diesen Beitrag auch noch angemessen kommuniziert – hat eine verdammt gute Chance, nicht als unsympathische Führungskraft wahrgenommen zu werden.
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Quelle: Nico Rose „Wie Führungskräfte uns die Freude an der Arbeit verderben“. In diesem Zusammenhang mag ich auch Nico Roses Buch „Führen mit Sinn. Wie Sie die Führungskraft werden, die Sie sich früher immer gewünscht haben“ empfehlen
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