Katja (54)
„Ich würde so gerne mehr über die Kommunikation mit dem Feld lernen – falls ich dazu eine Begabung habe. Wie finde ich das heraus? Und braucht es dazu ein Seminar, oder gibt es wirksame Anleitungen, am liebsten in Hörbuchform? Ganz herzlichen Dank im Voraus für Ihre Antwort.“
Liebe Katja,
ob Sie eine Begabung haben, im sogenannten morphogenetischen oder morphischen Feld zu lesen, weiß ich nicht, aber es würde mich sehr wundern, wenn Sie es nicht könnten. Denn es handelt sich hierbei weniger um eine Kulturtechnik – also, um etwas, das man wie ein Handwerk erst erlenen muss – als um eine natürliche Eigenschaft des Menschseins.
Das, was man mit dem Begriff Im Feld Lesen umschreibt, meint nichts anderes, als diejenigen Kanäle des Wahrnehmens aktiv und absichtsvoll zu nutzen, die nicht mit den Kategorien des Naturwissenschaftlichen beschreibbar sind (Analyse, Ratio, Vernunft, Evidenz, Doppel-Blind-Studien, Beweise, Argumente usw.).
Den Zugang zum Feld findet man über so etwas wie Intuition, Instinkt, 6. Sinn, 7. Sinn usw. Ob es so etwas wie ein Feld im eigentlichen Sinne des Wortes gibt – also eine Art Ort des Wissens und der Information – ist weder beweisbar noch widerlegbar, weil naturwissenschaftlich nicht zugänglich. Aber für das Lesen im Feld ist das auch nicht wirklich wichtig.
Ich denke, wir Menschen haben die Fähigkeit, auch auf wissenschaftlich nicht verifizierbare Art und Weise wahrzunehmen. Nur spielt diese Fähigkeit in unserer Kultur keine wichtige Rolle, weshalb wir sie kaum oder gar nicht kultivieren und entwickeln. Aber sie ist uns so gegeben wie die Fähigkeit zu Vernunft und Rationalität. Im Feld Lesen ist also etwas ganz Normales, weil zutiefst Menschliches – und nichts, was einer Elite vorbehalten wäre. Deshalb dauern Seminare, in denen man das Feld-Lesen (wieder er-) lernt, auch nur wenige Stunden oder Tage.
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Wer das Lesen im Feld lernt, lernt vor allem drei Dinge:
- Den eigenen Zugang zu Intuition, Instinkt, 6. Sinn, 7. Sinn usw. (wieder) zu entdecken.
- Die Wahrnehmungen, die man über diesen Zugang macht, von den Gedanken zu unterscheiden, die damit nichts zu tun haben.
- Sich selbst nicht so wichtig zu nehmen.
Diese Fähigkeit zur Unterscheidung und zur Zähmung des eigenen Egos ist das, worauf es meines Erachtens in allererster Linie ankommt, wenn man sich mit dem Lesen im Feld beschäftigt. Es kann nämlich mächtig verführerisch sein, sich für jemand Besonderen zu halten, für jemand Wichtigen und Bedeutsamen, wenn man meint, eine Information bekommen zu haben, die anderen offenbar nicht zugänglich ist. Aber sobald sich Aspekte einschleichen, die auch nur aus der Entfernung nach Überheblichkeit riechen, mag vieles im Spiel sein – das Feld aber sicher nicht!
Leider ist die Feld-Szene nicht frei von Eitelkeit, der Sucht nach persönlicher Bedeutsamkeit und dem Unwillen, dem Bereich der Wissenschaft, der Ratio, des Analytischen den ihm gebührenden Raum zuzugestehen (dazu ein Schuss Cold Reading und leicht manipulierbare Klienten, und die Sensation ist perfekt…). „Ich weiß etwas, was Du nicht weißt, und ich weiß, wie es wirklich ist.“ – diese Attitüde findet man in vielen Bereichen des Esoterischen und eben auch im Bereich des Feld-Lesens.
Aber ebenso stößt man hier auf ganz wunderbare, hilfreiche Menschen. Und daher würde ich auch nie behaupten, dass es nicht ausgesprochen sinnvoll wäre, sich mit Intuition, Instinkt, 6. Sinn, 7. Sinn etc. zu beschäftigen. Nein! Es heißt nur, dass man …
- … einen Lehrer braucht, um das zu lernen. Mit Hörbuch o.ä. ist das nicht möglich. Denn man braucht ein lebendiges Gegenüber, das erkennt, wo man dem eigenen Ego auf dem Leim geht, und wo man Wahrnehmungen macht, die mit dem Feld nichts zu tun haben.
- … einen sehr guten Lehrer braucht. Seht gut meint: einen Lehrer, der nicht von Gefallsucht und dem Wunsch nach Geld, Macht und Bedeutsamkeit getrieben ist.
Liebe Katja, langer Rede kurzer Sinn: Hörbuch nein, Seminar ja. Eine konkrete Empfehlung aber kann ich Ihnen leider nicht geben, was mir aufrichtig leidtut. Da kann ich Ihnen Trial and Error leider nicht ersparen. Um möglichst wenig Error zu erleben, empfehle ich Ihnen, sich von Lehrern und Ausbilderinnen fernzuhalten, die in diesen Monaten der Pandemie damit auffallen, dass sie zu wissen glauben, was es mit dem Virus vermeintlich wirklich auf sich habe und dass das so gar nichts mit Wissenschaft zu tun habe…
Mit den besten Grüßen
PS. Eine Übersicht aller bisherigen Fragen und Antworten finden Sie hier