Alex (47)
„Ich bin seit über einem Jahr mit Schulter-Arm-Blockierung konfrontiert. Da der Körper anzeigt, dass etwas geheilt werden möchte, bin ich auch sehr fleißig dabei, aufzulösen. Stück für Stück. Es ist viel besser, wandert aber immer noch zwischen den Seiten und hält sich. Ich weiß, dass ich genug tu, aber es gibt einen Punkt, den ich nicht erreichen kann. Vielleicht ist ein Blick von außen für mich hilfreich. Darum möchte ich Sie gerne um Ihre Sicht bitten. Herzlichen Dank!“
Liebe(r) Alex, erst einmal: Vielen Dank für Ihr Vertrauen! Sie schildern mir ein physisches Problem, ohne dass ich Orthopäde, Chirurg, Neurologe, Osteopath, Rolfer oder ähnliches wäre. Das ehrt mich – und setzt meiner Antwort zugleich die gebotene Grenze: Ich kann Ihnen nicht sagen, wie Sie am besten mit Ihrer Schulter-Arm-Blockierung umgehen.
Schuster, bleib bei deinem Leisten, heißt ein Sprichwort. Bleib bei dem, was du kannst, und aus dem Anderen halte Dich raus. Damit fahre ich gut und seriös, und ich mag Sie ermuntern, Ihren Arm an passenderer Stelle zu zeigen.
Aber… Niemand hält Sie davon ab, sich bis dahin mit Fragen wie diesen auseinanderzusetzen:
- Was können Sie mit Ihrer Blockierung nicht mehr tun? Welche Handlungen werden durch diese Blockade blockiert? Ganz konkret und detailliert.
- Was stört Sie an dieser Einschränkung? Warum? Und ist das wirklich schlimm? Warum genau?
- Was ist vielleicht auch gut an dieser Einschränkung? Warum? Was brauchen Sie jetzt endlich nicht mehr tun?
- Gewinnen Sie Aufmerksamkeit durch Ihre Einschränkung? Falls ja: Wo und von wem? Gefällt Ihnen das? Könnten Sie dieses Bedürfnis auch auf andere Weise stillen?
- Gibt es jemanden, der mit Ihnen leidet? Falls ja: Gefällt Ihnen das? Und wenn ja: Warum gefällt es Ihnen? Und könnte man die ungeklärten Fragen zwischen Ihnen auch anders lösen?
- Was wäre, wenn… Was wäre, wenn Sie heute sicher wüssten, dass die Blockierung bis zu Ihrem Tod bestehen bliebe? Womit müssten Sie sich dann auseinandersetzen? Was wäre gefordert? Kampfeswillen, Hingabe, Wut, Akzeptanz, Trauer, Loslassen, Jetzt-Erst-recht? Und da Sie das ja nicht wissen: Wie wäre es, sich mit diesen Aspekten unabhängig davon auseinanderzusetzen?
Sie schreiben, „dass etwas geheilt werden möchte“. Ist das nur ein vager Gedanke? Oder echtes Wissen? Worum genau geht es? Und was genau brauchen Sie, um das zu benennen und konkret zu werden? Vielleicht geht es ja genau darum…
Liebe(r) Alex, da ich mich entschieden habe, bei meinem Leisten zu bleiben, bleibt meine Antwort diesmal etwas übersichtlicher. Sollte Sie das mit Enttäuschung oder Ärger in Kontakt bringen, wäre meine Sicht: Was genau hindert Sie noch, sich mit den oben genannten Fragen auseinanderzusetzen?
Wenn es aber genau das war, was Ihnen den nächsten Schritt ermöglicht, dann wünsche ich Ihnen von Herzen viel Erfolg und gute Besserung.
Ihr
PS. Allen Fragen und Antworten finden Sie wie immer hier