Die „Future Tools“ des DVNLP drehen sich dieses Jahr um „Sinn und Sinnlichkeit im Leben und Coaching“:
- Körperlichkeit und Sinnlichkeit
- Begehren und Lebensenergie
- Offene Beziehung und Treue
- Polyamorie und Monogamie
- Tantra und Seelensex
- Angst und Sehnsucht
- Erotik und Geborgenheit
- Abenteuer und Tabus
- Coaching und Paarkommunikation
Zehn Referent*innen geben Insides (z.B. zu einer der größten Sexplattformen in Deutschland), Wissenswertes (was ist Tantra, Sexual Embodiment, Sexocorporel, NTBS), Überraschendes (aus dem Leben einer Domina), Anwendbares (sexuelle Paarkommunikation) für Persönlichkeitsentwicklung und natürlich Coaching.
Future Tools XVII | Programm | Referent*innen | PDF-Flyer (2 MB)
Auch Julia Kamenik und ich steuern einen Vortrag/Workshop bei:
„Wehtun und verzeihn – wer liebt, wird verletzen“
Worum geht’s?
Wie würdest Du folgende Frage spontan beantworten: “Was ist das größte Tabu in Liebesbeziehungen?”
- Dass wir uns noch so oft ewige Treue schwören können und trotzdem fremdgehen und betrogen werden?
- Dass Monogamie und leidenschaftlicher Sex höchst selten gemeinsam im Schlafzimmer Platz finden?
- Dass die meisten Frauen nicht den Sex bekommen, den sie brauchen?
- Dass die meisten Männer nicht einmal ahnen, was ihnen in ihrer Art, Sexualität zu leben, entgeht?
Alles richtig. Und es gäbe noch jede Menge Antworten mehr.
Das größte Tabu aber scheint uns: Wir werden einander verletzen.
Oder wie es in „Arabella“ so wundervoll heißt: „Und so sind wir Verlobte und Verbundene auf Freud und Leid, und Wehtun und Verzeihn!“
(„Arabella“ ist eine Oper von Richard Strauss, für die Hugo von Hofmannsthal den Text geschrieben hat.)
Im klassischen Eheversprechen heißt es:
“Ich verspreche Dir die Treue in guten und in schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet. Ich will Dich lieben achten und ehren alle Tage meines Lebens. Trage diesen Ring als Zeichen unserer Liebe und Treue.”
Diese Formulierung ist zwar nett gemeint, unterschlägt aber einen wesentlichen Aspekt. Die „schlechten Tage“ sind nur Ereignisse und Katastrophen, die uns von außen zufallen, die uns sozusagen vom Schicksal um die Ohren gehauen werden. So wie eine Pandemie oder eine Überschwemmung im Ahrtal.
Diese Formulierung unterschlägt das Tabu, dass sich die Liebenden selbst immer wieder verletzen – wehtun – werden. Ja, In-Einer-Beziehung-Sein ist nicht nur Ausdruck davon, sich zu lieben, sondern unvermeidlich auch der Ort, an dem wir verletzt werden; an dem uns ausgerechnet der Mensch wehtut, mit dem wir in Liebe und Begehren verbunden sind.
Und so sehr wir uns wünschen, von unserem Herzensmensch nur achtsam, rücksichtsvoll, und aufmerksam behandelt zu werden, und so sehr wir schwören, selbst immer nur unsere besten Seiten zu zeigen – so sehr steht fest, dass wir uns eigentlich versprechen müssten:
Ich liebe Dich, und ich weiß, dass Du mich liebst. Ich werde Dich verletzen, und ich weiß, dass Du mich verletzen wirst. Und ich verspreche Dir, dass ich mein Bestes gebe, damit so umzugehen, dass die Liebe trotzdem bei uns wohnen bleibt.
Es ist paradox. Je mehr wir versuchen, unsere Liebsten nicht zu verletzen, desto schlimmer wird es.
Ich, Du und Wir – eine Liebesbeziehung hat immer drei Perspektiven: Ein starkes Selbst-Bewusstsein, den Blick auf den Andern, und das Kümmern um das, was die beiden ICHs gemeinsam erschaffen, die Beziehung, das Wir.
Und wenn wir unsere ganze Energie dafür aufwenden, einander nicht zu verletzen, verlieren wir zwangsläufig das Ich aus den Augen. Dann werden wir uns selbst verletzen, wodurch wir uns für unsere Liebsten unattraktiv und unerträglich machen. Dies – und der notwendigerweise aufkeimende Groll – verletzen dann schließlich doch den Andern.
Wer diese Wahrheit wirklich sieht und akzeptiert, wird einerseits frei – die Last eines Gefallen-Müssens, eines Immer-Recht-Machen-Müssens, eines Den-Andern-Verklären-Müssens fällt weg –, und muss doch andererseits romantische Träume aufgeben.
Doch wir meinen: Gerade im Loslassen romantischer Träume zugunsten von Wahrhaftigkeit steckt die große Chance – eine tatsächliche Chance – auch in „schlechten Tagen“ treu zueinander zu sehen (und treu meint dabei nicht zwingend monogam, aber das ist noch mal ein anderes Thema…).
Und sich als Paar diese Chance zu gönnen, wäre ja wirklich ein ganz wundervoller, hoffnungsvoller, optimistischer Ausdruck von: Liebe.
PS. Mehr über unsere gemeinsame Arbeit mit Paaren und Liebenden findet Ihr hier.