Katrin (41)
“Was kann man gegen innere Unzufriedenheit tun? Unzufriedenheit auf allen Ebenen. Beruf, mit sich selbst, mit seinen Entscheidungen und privat.”
Liebe Katrin, ich befürchte, dass Sie auch nach meiner Antwort unzufrieden sein werden… Das Einzige, was Sie mir schreiben, ist, dass alles doof ist. Ohne Ausnahme. Sie nennen nichts, was Ihnen gefällt, was Ihnen Freude macht. Was Sie schon probiert haben, um zufriedener zu werden. Da kann ich als Außenstehender nur wild drauflosraten, und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ich nicht ins Schwarze treffe, und Sie (wieder?) sagen: „Siehste! Mir kann keiner helfen.“
Aber vielleicht geht es ja genau darum? Vielleicht gefallen Sie sich insgeheim in der Rolle einer Nörgeli? Wem man nichts recht machen kann, die kann wohlig über andere meckern und in wärmender Selbstgerechtigkeit baden.
Vielleicht ist es aber auch ganz anders. Vielleicht geht es um die drei Wachstumsbremsen: Faulheit, Feigheit und Fixierung. Wir alle sind manchmal zu bequem, zu mutlos und zu festgefahren, um neue Wege auszuprobieren und alte Zöpfe abzuschneiden.
Oder Sie haben bisher an der falschen Stelle nach Zufriedenheit gesucht – dann helfen Ihnen womöglich die AGB für ein glückliches Leben:
§ 1 Anstrengung
Es ist eine bittere (Ent-) Täuschung zu glauben, man müsse einfach nur das tun, was sich gut anfühlt und dann würde Mutter Natur schon fürs Glück sorgen. Die wirksame Wirklichkeit dagegen ist, dass Dinge wie Geld, Macht, Vergnügen, Ehre usw. für kurze Kicks sorgen, aber nicht für langfristige Zufriedenheit. Dafür müssen wir Verantwortung übernehmen, unseren weltlichen Appetit zu zügeln, um in bewusster Anstrengung Dinge zu kultivieren wie Glaube oder eine Lebensphilosophie, familiäre Beziehungen, echte Freundschaft oder eine sinnvolle Arbeit. Jeden Tag. In kleinen Schritten. Unaufgeregt und beharrlich. Meist unspektakulär und oftmals anstregend.
§ 2 Gewohnheiten
Es ist eine bittere (Ent-) Täuschung zu glauben, es gäbe coole Life Hacks für einen effizienten Weg zum Glück. Ein paar Tricks, eine Top-5-Liste, ein Video auf YouTube oder TikTok. Die wirksame Wirklichkeit dagegen ist, dass kurzfristige Maßnahmen auch nur kurzfristige Erleichterung bringt – dauerhafte Veränderungen aber dauerhafte Gewohnheiten brauchen: Eine achtsame, tägliche Praxis zur Stärkung von Beziehungen, zur Vertiefung von Weisheit, zum Entdecken von Sinn. Glück ist eine Kombination aus Freude, Zufriedenheit und Sinn. Eine Verbesserung in diesen Bereichen erfordert Engagement und Anstrengung.
§ 3 Beziehungen
Es ist eine bittere (Ent-) Täuschung zu glauben, Liebe sei Glückssache und wenn ich nur gut genug wünsche und will, bekomme ich genug Liebe. Die wirksame Wirklichkeit dagegen ist, dass ich mir nicht aussuchen kann, wie viel Liebe ich bekomme – das Glück hängt eher davon ab, wie viel Liebe ich gebe. Liebe ist eine Entscheidung und eine Verpflichtung. Die glücklichsten Menschen leben ein Leben, in dem die Liebe im Mittelpunkt steht: zu Menschen, durch eine Arbeit, die dem Menschen dient, und in manchen Fällen auch zum Göttlichen. Die glücklichsten und gesündesten Alten haben eine Reihe stabiler, langfristiger Liebesbeziehungen kultiviert – sie priorisierten sie als wichtigsten Teil ihres Lebens.
Liebe Katrin, die Glücksforschung ist sich heute einig: Der wichtigste Aspekt für ein zufriedenes Leben sind gute Beziehungen. Natürlich sind Geld und Gesundheit ebenfalls wichtig bzw. können bei ihrem Ausbleiben eine Quelle großen Leids sein, aber alle Forschungen zeigen, dass es im Kern darauf ankommt, in Beziehung zu gehen.
- Wie also können Sie zu sich selbst in eine bessere Beziehung gehen, um künftig bessere Entscheidungen zu treffen?
- Wie können Sie zu anderen Menschen in bessere Beziehung treten, um Nächstenliebe, Unterstützung und Mitfreude zu schenken?
- Wie können Sie in eine bessere Beziehung zu Ihrer Arbeit gehen? Mit Wertschätzung, Engagement und Selbstbewusstsein.
Wenn Sie die Antworten auf diese Fragen schon kennen: Los geht’s! Wenn Sie sie noch nicht kennen, bitten Sie um Hilfe (Coaching, Therapie, Seminare…), und tun Sie sich mit anderen zusammen (Nachbarschaftshilfe, Vereine, Parteien, Initiativen…).
Wie auch immer Sie sich jetzt entscheiden, liebe Katrin,
ich wünsche Ihnen viel Erfolg und viel Freude.
PS. Allen Fragen und Antworten finden Sie wie immer hier